Zahnfehlstellungen können bei Kaninchen und Meerschweinchen angeboren oder im Laufe der Zeit erworben sein.
Zu den angeborenen Zahnerkrankungen bei Kaninchen und Meerschweinchen zählen u.a. ein zu kurzer Unterkiefer oder ein zu langer Oberkiefer.
Die Zähne von Kaninchen und Meerschweinchen wachsen ein Leben lang. Deshalb ist es wichtig, dass durch die Fütterung für genügend Abrieb an den Zähnen gesorgt wird. Ohne diesen Abrieb können zum Teil schmerzhafte Kanten an den Zähnen entstehen, was zu einer weiteren "Entlastung" der schmerzhaften Kieferhälfte führt. Die Malokklusion ( Fehlstellung der Zähne ) beginnt. Aber auch Zahnfrakturen, Peridonterkrankungen, Kieferabszesse und bei Meerschweinchen Skorbut (Vitamin C Mangel) können das entstehen solcher Malokklusionen begünstigen oder entstehen lassen.
Zur Behandlung solcher Zahnfehlstellungen ist es unentbehrlich, dass mehrere Röntgenaufnahmen des Kopfes angefertigt werden. Viele der Erkrankungen spielen sich unter dem Zahnfleisch ab und sind bei einer normalen Untersuchung der Zähne unsichtbar. Die bloße Herstellung der Okklusionsflächen ( Zahnfehlstellung beseitigen ) reicht meistens nicht aus, da hier lediglich das Symptom behoben wird, die Ursache der Fehlstellung aber nicht angegangen werden kann.
Zur Behandlung der Zahnfehlstellung ist es nötig, das Tier in Narkose zu legen. Die Narkose ist unentbehrlich, das durch ein ca. 2 cm2 großes Fenster (Maul) gearbeitet werden muss. Die Verletzungsgefahr durch die mit 35.000 Umdrehungen/min drehenden Instrumente wäre zu groß, wäre das Tier noch zu Abwehrbewegungen in der Lage.
Eine Behandlung mit Zangen (Abknipsen der Zähne) und Pfeilen (Raspeln) wird in meiner Praxis nicht durchgeführt. Die Gefahr von Zahnfrakturen (und einer Verschlechterung der Gesamtsituation) ist zu groß. Das pure einkürzen der Schneidezähne ist nach eingehender Diagnostik zur Ursache jedoch auch ohne Narkose mit einer diamantierten Schleifscheibe möglich.
Methoden zur Früherkennung (zu Hause) von Zahnerkrankungen sind das inspizieren der Schneidezähne und regelmäßige Gewichtskontrollen. Außerdem kann eine selektive Futteraufnahme ein Hinweis auf eine bestehende Zahnerkrankung sein.